Sep
03

The Big Picture – ein Kriegsfotograf

Geschrieben von mahom in Umfrage

20090803 , Emilio Morenatti, Fotograf, Krieg, Kriegsgebiet, ReporterKrieg ist eines der verheerendsten und schlimmsten Dinge, die der Mensch je erfunden hat. Es gibt in meinen Augen nichts schlimmeres, obwohl ich glücklicherweise nie einen Krieg miterlebt habe und hoffentlich auch nie miterleben werde. Ich habe grössten Respekt vor Fotografen die sich freiwillig in Kriegsgebiete begeben um dort, bewusst das sie ihr Leben lassen könnten, Fotos zu machen, um sie den Menschen zu zeigen denen es im weitesten Sinne gut geht. Leider sind es zu wenige Menschen die solche Bilder freiwillig ansehen. Aus welchen Gründen auch immer.

Auf Boston.com ist eine Bildreihe online gegangen, die Afganistan zeigt. Erschreckend und dennoch eindrucksvoll. Bild Nummer 41 regt mich zum denken an. Der Fotograf Emilio Morenatti hat seinen linken Fuß verloren. In einem Kriegsgebiet während seiner Arbeit, dem fotografieren. Er bekommt eine Prothese. Er wird  hoffentlich nach seine Rehabilitation wieder einigermassen laufen können. Während der Überführung in das Rehabilitationskrankenhaus in Baltimore greift er zu seiner Kamera und fotografiert.


Warum macht er das? Hat er nicht genug vom fotografieren. Das Fotografieren hat sein bisheriges Leben zerstört. Er hat einen Fuß verloren, er wird eine Prothese tragen und hoffentlich wieder einmal so laufen lernen wie früher. Ist seine Leidenschaft großer als sein Schmerz, der Schmerz des Verlustes seinen Fußes? Was würde für ihn geschehen, wenn er nicht mehr fotografiert?

Es ist eines der schwersten Themen, in die man sich hineindenken kann. Ich würde gerne eure Meinung darüber hören. Die meisten die hier lesen, für sie ist Fotografie mehr als ein Hobby oder gar ein Beruf. Fotografieren ist eine Leidenschaft. Fotografie ist für einige sogar ihr Leben. Würdet ihr in Kriegsgebieten fotografieren. Und wenn ja, wie würdet ihr euch in der Situation von Emilio Morenatti verhalten. Würdet ihr weiter fotografieren, trotz des Verlustes eines Körperteils?

Weiter Bilder auf: Ballots, bullets and bombs in Afghanistan – The Big Picture – Boston.com.

Fotolia

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  1. Stef sagte,

    Ich denke mal, in diesem Fall hilft ihm die Fotografie, durch diese schwere Zeit seines Lebens zu kommen. Sie war für ihn bislang immer eine Möglichkeit, sich auszudrücken und schlimmes zu verarbeiten, also wird sie ihm auch jetzt dabei helfen. In einer solchen Situation wendet man sich wohl entweder völlig davon ab, oder noch viel mehr dazu hin. Wenn dich Kriegsfotografie interessiert, musst du dir unbedingt den Dokumentarfilm War Photographer (http://www.war-photographer.com/de/) über James Nachtwey (http://www.jamesnachtwey.com/) ansehen.


  2. Marcel sagte,

    Hallo,
    also ganz einfach beantworten kann ich erst mal die eine Frage: Nein, ich würde definitiv NICHT in Kriegsgebieten fotografieren. Ich bin glücklich, in einem so ruhigen Land leben zu dürfen und genieße mein Leben lieber auf andere Art und Weise. Krieg ist schlimm genug und eigentlich finde ich es fast pervers, aus den Eindrücken noch “fotografische Kunstwerke” zu generieren. Es guckt sich auch kaum jemand solch schreckliche Bilder an, der Mensch verdrängt einfach (siehe Beispiel von Jamie Oliver und den Küken).
    Ich denke auch, dass durch zu viel Berichterstattung eine gewisse Oberflächlichkeit eintritt und der Mensch Krieg früher oder später als etwas “Normales” ansehen könnte, weil es neben den Gesundheitsentscheidungen, den Bundesligaergebnissen und dem Wetter irgendwo “mitläuft”. Das darf in keinem Fall passieren. Wie man mit dem Thema umgehen kann – keine Ahnung. Ich würde mein Leben dafür nicht riskieren, schlimm genug, dass das so viele Soldaten machen müssen, nur weil einige wenige Menschen nicht ganz dicht im Kopf sind…


  3. Tanja sagte,

    Oh Mann, manche Fotografen sind ja echt verrückt verliebt in ihrer Arbeit…Das Bild hier ist ja echt cool, aber muss es sein….sogar im Krankenhaus? Das finde ich zu viel!


  4. Bernd sagte,

    stef war schneller, dennoch möchte auch ich dir nochmal “war photographer” ans herz legen. ein großartiger film, den man einfach gesehen haben MUSS!


  5. Olli sagte,

    Bin gerade über einen sehr interessanten Artikel zu diesem Thema gestolpert von der New York Times: http://lens.blogs.nytimes.com/2009/09/04/behind-13/ Habe Ihn jetzt noch nicht komplett gelesen…


  6. mahom sagte,

    Danke für eure Antworten und Meinungen. Ich kann jede Seite verstehen und glaube auch zu wissen was ihr meint, aber ich kann nicht allen Meinungen folgen.
    Danke Oli, für den Link. Wow, was für ein Artikel. Ich habe ihn mir jetzt durchgelesen und versuche mir gerade meine eigenen Gedanken über die Veröffentlichung von Kriegsbildern zu machen. Das Schreiben von Julie Jacobson hat es in sich. Sie kann gut erklären, warum sie diesem “Job” macht und was sie damit erreichen will. Hier ein Zitat aus dem Brief:

    “It is necessary to be bothered from time to time. It is too easy to sit at Starbuck’s far away across the sea and read about the casualty and then move on without much of another thought about it. It’s not as easy to see an image of that casualty and not think about it. I never expect to change the world or stop war with one picture, but only hope that I make some people think beyond their comfort zones and hope that a few of them will be moved into some kind of action, be it joining a protest, or sending that care package they’ve put off for weeks, or writing that letter they keep meaning to write, or donating money to some worthy N.G.O., or just remembering to say I love you to someone at home. Something.”

    Marcel. Ich bin genauso froh wie du, das ich mit meiner Verlobten Samstag früh bis um 9 schlafen kann, wir gemiensam aufwachen, dann unser Frühstück ruhig und gemütlich einnehmen. Frisch duftender Kaffee, warme Brötchen, selbst gemachte Marmelda. Alles ganz toll. Klar. Und dann habe ich einen Gedanken der mich an solch ein Bild denken lässt und die gesamte Szene stell ich in Frage. So geht mir das.


  7. Henning Wüst sagte,

    Hmm. Ich denke da verschiedenes:

    - Irgend jemand muss ja auch über Kriegs- und Krisengebiete berichten, oder? Sonst wären wir ja in dieser Hinsicht völlig uninformiert (Die Frage der “eingebetteten Reporter” will ich in diesem Zusammenhang mal nicht weiter problematisieren. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Seit mir im Dezember 2009 in Temesvar einmal selbst die Kugeln um die Ohren geflogen sind, kann ich mir die Vorteile des “eingebetteten” Arbeitens durchaus vorstellen…).

    - Niemand ist gezwungen so einen Job anzunehmen oder zu machen.

    - Die, die es machen, haben ihre Gründe, warum sie das machen.

    - Emilio scheint von seiner Kunst geradezu “besessen”. So ist das eben oft mit den Künstlern (lies hier: Fotografen und Journalisten).

    - Sein Werk ist für mich authentisch.


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